Reanimation bei Kindern

Im Gegensatz zum Erwachsenen sind Notfallsituationen beim Kind meist nicht durch Herzversagen bedingt. Bei Kindern entstehen Notfallsituationen viel häufiger aufgrund von Störungen der Atemfunktion – etwa durch Verschlucken von Fremdkörpern oder durch Kreislaufstörungen (z. B. bei einer schweren Vergiftung).

Die

  • Die rasche Wiederherstellung der Atemfunktion hat bei Kindern höchste Priorität. Deshalb beginnen Sie bei Kindern nach Feststellung des Atemstillstands sofort mit fünf Atemspenden – wichtig ist auch hier, dass sich der Brustkorb sichtbar hebt.
  • Nach der ersten Beatmungsserie suchen Sie nach Lebenszeichen. Achten Sie darauf, ob das Kind sich bewegt, ob es vielleicht hustet oder wieder eine normale Atmung hat. Sind solche Lebenszeichen vorhanden, so wird ein normaler Kreislauf angenommen. Eine Pulskontrolle ist auch bei Kindern (zumindest für Laien) nicht vorgesehen.
  • Sind keine Lebenszeichen zu bemerken, so beginnen Sie jetzt mit Brustkompressionen. Auch bei Kindern (vom 2. Lebensjahr bis zum Beginn der Pubertät) werden wie beim Erwachsenen für Laienhelfer 30 Kompressionen für die Herzdruckmassage empfohlen, und sie werden auch beim Kind jeweils mit zwei Atemspenden abgewechselt. Bei Neugeborenen wird dagegen im Verhältnis von drei Thoraxkompressionen zu einer Beatmung (3:1) reanimiert.
  • Und noch einen Unterschied gilt es bei der Wiederbelebung von Kindern zu beachten. Falls Sie alleine sind und einen Notruf nur tätigen können, wenn Sie das Kind kurz verlassen, dann versuchen Sie zunächst eine Minute lang, ob Sie dem Kind durch Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage und Beatmung) helfen können – erst danach rufen Sie fachliche Hilfe herbei.

Atemspende. Prinzipiell entspricht die Technik der Atemspende bei Säuglingen und Kleinkindern der bei Erwachsenen. Bei Säuglingen wird der Kopf nicht, bei Kindern nur vorsichtig überstreckt und der Unterkiefer angehoben („Schnüffelstellung“). Der Atem wird mit sanftem Druck über ein- bis anderthalb Sekunden eingeblasen. Bei Säuglingen (Kinder unter einem Jahr) umschließt man Mund und Nase des Kindes mit seinem Mund, bei älteren Kindern wird die Mund-zu-Mund-Beatmung bevorzugt (Nase wird dabei mit den Fingern zugedrückt). Säuglinge und kleine Kinder können zur Beatmung auf den Arm genommen werden. Je kleiner das Kind ist, desto weniger Luft wird pro Atemzug eingeblasen.

Herzdruckmassage. Auch die Herzdruckmassage muss bei Säuglingen und Kleinkindern an die veränderten anatomischen Verhältnisse angepasst werden. Der beste Druckpunkt liegt bei Kindern in der Brustkorbmitte. Um den Druckpunkt zu finden, wird der Punkt aufgesucht, an dem sich die untersten Rippen in der Mitte (d. h. am Brustbein) treffen. Der Druckpunkt liegt einen Fingerbreit darüber. Der Brustkorb soll bei jeder Kompression etwa um ein Drittel eingedrückt werden.

Bei Säuglingen nimmt man für die Herzdruckmassage lediglich zwei gestreckte Finger – den Zeige- und Mittelfinger. Alternativ können Sie den ganzen Brustkorb mit beiden Händen umfassen und mit den auf das Brustbein gesetzten Daumen drücken.

Bei älteren Kindern wird entweder nur ein Handballen auf das Brustbein aufgesetzt oder aber wie beim Erwachsenen mit zwei Händen massiert.

Hinter einem Kreislaufstillstand eines unter zwölf Monate alten Kindes kann sich auch ein plötzlicher Kindstod (SID[S], sudden infant death [syndrome]) verbergen – worunter Ärzte den plötzlichen und unvorhersehbaren Tod eines Kindes unter einem Jahr während des Schlafs verstehen. Dabei gibt es meist keinerlei Vorwarnungen, da die Kinder aus völliger Gesundheit heraus versterben. Rund 400 Säuglinge sterben in Deutschland pro Jahr am plötzlichen Kindstod; die Ursache ist trotz intensiver Forschungsanstrengungen noch nicht sicher bekannt. US-amerikanische Forscher vermuten jüngst, dass betroffene Säuglinge aufgrund eines Serotoninmangels im Gehirn ihre Atmung im Schlaf nicht ausreichend kontrollieren können.

Autor: Dr. med. Herbert Renz-Polster; Dr. med. Arne Schäffler

Reinigungsmittelvergiftungen

Betroffen sind vorwiegend Kinder, die Wasch- oder Spülmittel zu sich genommen haben. Die meisten dieser Mittel sind relativ ungiftig. Da sie jedoch zur Schaumbildung neigen, besteht die Gefahr, dass – insbesondere beim Erbrechen – Schaum in die Lunge gelangt. Manche Putzmittel, z. B. aggressive WC-Reiniger oder Entkalker, enthalten Chlor oder andere ätzende Substanzen, sodass eine Verätzung von Mundhöhle und Speiseröhre droht.

Anzeichen und Beschwerden

  • Übelkeit, evtl. Durchfall und schaumiges Erbrechen
  • Bei ätzenden Stoffen brennende Schmerzen im Mundbereich
  • Schluckbeschwerden, vermehrter Speichelfluss
  • Ätzspuren an Lippen und Schleimhäuten (schorfige, glasige Aufquellungen, Beläge, auch Blutungen)
  • In schlimmen Fällen Atemnot und Schockzeichen.

Maßnahmen

  • Sofort Notarzt rufen
  • Betroffenen niemals zum Erbrechen bringen
  • Oberkörper hochlagern
  • Zur Verdünnung der ätzenden Substanz reichlich Wasser zu trinken geben
  • Schockbekämpfung.

Weiterführende Informationen

  • Notrufnummern von Giftinformationszentralen (immer aktuell auf www.giftnotruf.de unter der Rubrik Patienteninfo/Übersicht Giftnotrufe; alle Zentralen sind rund um die Uhr besetzt):
  • Berlin-Brandenburg (030) 19240
  • Bonn (0228) 19240
  • Erfurt (0361) 730730
  • Freiburg (0761) 19240
  • Göttingen (0551) 19240
  • Homburg/Saar (06841) 19240
  • Mainz (06131) 19240
  • München (089) 19240
  • Nürnberg (0911) 3982451
  • Für die Schweiz ist der Giftnotruf in Zürich zuständig: erreichbar über Giftnotruf 145 (ohne Vorwahl) oder (01) 2515151(www.toxi.ch).
  • www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/pilzidx.html – Website der Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn: Hier finden Sie Informationen über Pilze.

Autor: Dres. med. Katharina und Sönke Müller; Dr. med. Arne Schäffler