Magnesium
Abkürzung: Mg
Magnesium ist ein lebensnotwendiger Mineralstoff. Er wird vom Körper nicht selbst hergestellt, sondern muss über die Nahrung aufgenommen werden. Im Körper ist Magnesium am vielen Stoffwechselreaktionen beteiligt, die für die Muskulatur, die Blutgerinnung oder auch den Kalziumstoffwechsel sehr wichtig sind. Auch für die Freisetzung von Hormonen ist Magnesium wichtig.
Vorkommen
Magnesium ist in den meisten tierischen oder pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Besonders gute Quellen sind Vollkornprodukte, Nüsse oder Hülsenfrüchte. Sogar Leitungswasser mit hoher Wasserhärte enthält viel Magnesium.
Gute Magnesium-Lieferanten sind zum Beispiel:
- Mandeln: 170 Milligramm/100 Gramm
- Haferflocken: 135 Milligramm/100 Gramm
- Linsen: 130 Milligramm/100 Gramm
- Spinat: 60 Milligramm/100 Gramm
- Rindfleisch: 25 Milligramm/100 Gramm
Bedarf
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt als Richtwert für die tägliche Magnesiumzufuhr:
- Erwachsene (25-65 Jahre): 300-350 Milligramm/Tag
- Jugendliche und junge Erwachsene (13-24 Jahre): 310-400 Milligramm/Tag
- Kinder (10-13 Jahre): 230-250 Milligramm/Tag
- Kinder (4-10 Jahre): 120-170 Milligramm/Tag
- Kleinkinder (4 Monate - 4 Jahre): 60-80 Milligramm/Tag
- Säuglinge (0-4 Monate): 24 Milligramm/Tag
Normalerweise brauchen Frauen etwas weniger Magnesium als Männer. Das ändert sich jedoch in der Stillzeit, hier brauchen sie fast 90 Milligramm mehr pro Tag. Auch bei körperlich sehr aktiven Personen, wie zum Beispiel Leistungssportler*innen, ist der Bedarf leicht erhöht.
Mangelerscheinungen
Ein zu niedriger Magnesiumgehalt im Blut zeigt sich in Muskelschwäche, Muskelkrämpfen, Taubheitsgefühle und Kribbeln in Armen und Beinen. Weniger auffällig, dafür aber gefährlich sind die Auswirkungen eines Magnesium-Mangels auf das Herz. Wird es nicht ausreichend mit dem Mineralstoff versorgt, drohen Herzrhythmusstörungen oder eine Herzschwäche. Neuere Forschungsergebnisse haben außerdem einen Zusammenhang zwischen einem Magnesium-Mangel und Bluthochdruck oder Osteoporose bei Frauen in der Menopause gefunden.
Ursachen eines Magnesium-Mangels:
- Einseitige Ernährung: Junk-Food, das überwiegend aus raffinierten Fetten und Zucker besteht, enthält nur wenig Magnesium. Wer sich also einseitig und ungesund ernährt, ist häufiger von einem Mangel betroffen.
- Chronische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts: Menschen, die unter Morbus Crohn oder Zöliakie leiden, nehmen oft nur wenig Nährstoffe aus der Nahrung auf.
- Regelmäßiger Alkoholkonsum: Alkohol fördert die Ausscheidung von Magnesium über den Urin. Gleichzeitig ernähren sich Menschen, die viel Alkohol trinken, oft einseitig. Durch die erhöhte Ausscheidung und die verminderte Aufnahme sind Betroffene deshalb besonders gefährdet für einen Mangel.
- Medikamente: Entwässernde Medikamente (Diuretika) oder Abführmittel führen zu einer vermehrten Magnesium-Ausscheidung und erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen Mangel.
Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel mit Magnesium sind als Pulver, Tablette oder Drink zu kaufen. Sie sind längst kein Geheimtipp unter Sportler*innen mehr. Viele Menschen, die von Wadenkrämpfen oder Muskelschwäche geplagt sind, setzten auf den Mineralstoff. Allerdings steckt hinter den Symptomen nur selten ein Magnesiummangel, denn wer gesund ist und sich vielseitig und ausgewogen ernährt, nimmt genug Magnesium auf. Eine große Studie der Cochrane-Collaboration zeigte, dass die Magnesium-Einnahme bei Senior*innen nicht vor den Krämpfen schützt. Um die Wirksamkeit bei Sportler*innen oder Schwangeren zu überprüfen, fehlen laut den Autoren noch weitere Studien. Bis dahin ist der Effekt nicht widerlegt, aber auch nicht bewiesen. Oft steckt hinter den Muskelkrämpfen aber auch eine andere Erklärung. Freizeitsportler*innen sind zum Beispiel oft von Muskelkrämpfen geplagt, die durch eine Überbelastung oder zu wenig Pausen verursacht werden. Statt Magnesium hilft hier Erholung. Wer häufig unter den Krämpfen leidet, lässt die Symptome trotzdem besser von der Hausärzt*in abklären.
Wer trotzdem Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchte, solle auf die richtige Dosierung achten. Um unangenehme Nebenwirkungen wie Durchfall und Übelkeit zu vermeiden, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung maximal 250 Milligramm Magnesium pro Tag.
Sinnvoll ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel für Personen, die unter einem Mangel leiden oder einen erhöhten Bedarf haben. Dazu gehören zum Beispiel Stillende oder Leistungssportler*innen. Um Neben- und Wechselwirkungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, vor der Einnahme den Rat der Hausärzt*in oder Apotheker*in einzuholen.
Überversorgung
Eine Überversorgung ist selten und tritt meist nur nach der Einnahme sehr hoch dosierter Nahrungsergänzungsmittel oder bei einer Nierenschwäche auf. Erste Anzeichen der Vergiftung sind Müdigkeit, gerötete Haut und ein unnormal langsamer Herzschlag. Im schlimmsten Fall steht die Atmung still.
Quellen: DGE; Verbraucherzentrale; Elmadfa und Leitzmann: Ernährung des Menschen, utb, 2019; Cochrane-Review; Marquardt: Ernährungsphysiologie der Nahrungsmittel, Lehmanns Media GmbH, 2014
Maqui-Beere
Synonyme: Chilenische Weinbeere, Aristotelia chilensis
Maqui-Beeren sind die kleinen, dunkelvioletten Früchte des Maqui-Baums, der in Chile wächst. In jüngster Zeit wird die Maqui verstärkt als „Superbeere“ beworben, also als ein Lebensmittel mit außergewöhnlich hohem Nährstoffgehalt. Die Inhaltsstoffe sollen unter anderem das Immunsystem stärken oder Entzündungen des Bewegungsapparates lindern. Im Fokus steht dabei vor allem der Pflanzenfarbstoff Anthocyan. Er zählt zur Gruppe der Antioxidanzien, welche die Körperzellen vor schädlichen Reaktionen schützen.
Inhaltsstoffe von Maqui-Produkten
Frische Maqui-Beeren enthalten einen hohen Anteil des Pflanzenfarbstoffs Anthocyan. Er verleiht den Beeren die kräftige violette Farbe. Als Antioxidanz verhindert Anthocyan Oxidationsprozesse in den Körperzellen, die durch aggressive Sauerstoffverbindungen (sogenannte freie Radikale) ausgelöst werden. Indem der Farbstoff die freien Radikale abfängt, schützt er die Zellen vor Schäden.
Darüber hinaus sind sie reich an Mineralstoffen wie Eisen, Kalium und Kalzium sowie an den Vitaminen C, D und A.
Maqui-Produkte als Nahrungsergänzungsmittel
In Nahrungsergänzungsmitteln werden meist Maqui-Extrakten verwendet. Diese werden zu Saft, Kapseln oder Pulver weiterverarbeitet. Ein Hauptkritikpunkt an Maqui-Produkten bezieht sich auf die meist fehlende Kennzeichnung ihrer genauen Zusammensetzung. So ist beispielsweise der Gehalt an Anthocyanen für den Verbraucher nicht ersichtlich. Auch schwankt die Zusammensetzung von Produkt zu Produkt.
Einige Hersteller bewerben ihre Maqui-Produkte mit einem hohen ORAC-Wert. Dieser Wert gibt an, wie viele freie Radikale durch 1 Gramm Maqui-Beere neutralisiert werden können. Die Lebensmittelüberwachung bewertet den ORAC-Wert jedoch als irreführend: Bei ORAC-Werten handelt es sich nämlich um reine Laborwerte, die sich nicht auf den Menschen übertragen lassen.
Für wen sind Maqui-Produkte geeignet?
Maqui-Beeren oder -Produkte können zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung beitragen. Sie eignen sich insbesondere für Menschen, die ihre Aufnahme an Antioxidanzien erhöhen möchten. Dabei gilt es jedoch zu bedenken: Eine offizielle Zufuhrempfehlung für Antioxidanzien gibt es nicht.
Eine gute und oft preiswertere Alternative zu verarbeiteten Maqui-Produkten sind die einheimischen dunklen Beeren, also beispielsweise Brombeere, Heidelbeere, Johannisbeere oder rote Weintraube. Auch sie enthalten von Natur aus große Mengen an Anthocyan, Vitaminen und Mineralstoffen.
Nebenwirkungen von Maqui-Produkten
Es liegen nicht ausreichend Studien vor, um die Sicherheit von Maqui-Produkten beurteilen zu können – weder hinsichtlich ihres Wechselwirkung- und Allergiepotenzials noch hinsichtlich einer möglichen Schadstoffbelastung.
Quelle: Verbraucherzentrale
Mate
Mate oder Mate-Tee ist ein Aufgussgetränk aus den zerkleinerten und getrockneten Blättern des Mate-Strauches aus der Gattung der Stechpalmen. Die Bezeichnung Mate leitet sich vom indianischen Wort für das ursprüngliche Trinkgefäß für Mate ab, einem ausgehöhlten Flaschenkürbis.
Dem Mate-Tee werden eine Vielzahl von positiven Eigenschaften zugeschrieben: Er soll dämpfend auf das Hungergefühl wirken und auf diese Weise Diäten unterstützen. Außerdem soll Mate leistungssteigernd, anregend und konzentrationsfördernd sein.
Inhaltsstoffe von Mate
Ähnlich wie grüner Tee ist Mate reich an sekundären Pflanzenstoffen. Koffein ist ebenfalls enthalten (0,4 bis 1,6 Prozent), außerdem Theobromin (0,3 bis 0,45 Prozent), bis zu 16 Prozent Gerbstoffe und in Spuren Theophyllin.
Mate als Nahrungsergänzungsmittel
Die Hälfte der Mate-Produktion stammt von wildwachsenden Mate-Sträuchern. Werden die Blätter und Triebspitzen in Drahttrommeln über dem Feuer geröstet, stoppt die Zersetzung durch Enzyme und man erhält den gerösteten Mate-Tee mit seinen charakteristischen Aromen. Für den grünen Mate werden die zerkleinerten Blätter etwa einen Monat lang bei 50 bis 60 Grad fermentiert und am Ende getrocknet. Beide Sorten werden am Ende grob oder fein zermahlen und verpackt. Der Mate-Geschmack wird als rauchig-erdig und ein wenig süßlich beschrieben.
Nahrungsergänzungsmittel mit Mate werden mit einer positiven Wirkung auf eine Gewichtsreduktion in Verbindung gebracht, für die bisher keinerlei wissenschaftliche Studien existieren. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat gesundheitsbezogene Aussagen zur entwässernden und antioxidativen Wirkung von Mate daher untersagt. Ebenfalls unbestätigt ist ein Zusammenhang zwischen dem Koffeingehalt und einer Gewichtsabnahme.
Für wen sind Mate-haltige Nahrungsergänzungsmittel geeignet?
Traditionell wird Mate in Brasilien, Argentinien und Paraguay getrunken. Bereits vor der Kolonialisierung wurde Mate von den südamerikanischen Ureinwohnern getrunken und noch heute konsumieren 80 Prozent der Argentinier mindestens einmal in der Woche Mate.
Je nach Dosierung und Zubereitungsart enthalten Nahrungsergänzungsmittel mit Mate größere Konzentrationen an Koffein. Koffeinempfindliche Personen, Schwangere, Stillende sowie Kinder und Jugendliche sollten deswegen auf den Verzehr von Mate-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln verzichten.
Wechsel- und Nebenwirkungen von Mate
Eine aktuelle Ökotest-Untersuchung aus dem Februar 2017 stellte bei Mate-Produkten eine massive Belastung mit krebserregenden Anthrachinonen fest. Hierbei war grüner, ungeräucherter Mate weniger belastet als gerösteter Mate.
Quelle: Verbraucherzentrale, Ökotest
Menachinon
Synonyme: Phyllochinon (K1), Vitamin K
Hinter dem Namen „Vitamin K“ verbirgt sich nicht nur ein Molekül, sondern über 100 verschiede Stoffe. Sie alle haben eine ähnliche Wirkung im Körper, und werden deshalb zu einer Gruppe zusammengefasst. Die bekanntesten Vertreter sind Vitamin K1 (α-Phyllochinon), Vitamin K2 (Menachinon) und Vitamin K3 (Menadion). Sie alle sind für die Blutgerinnung elementar, also dafür, dass eine Blutung nach kurzer Zeit wieder stoppt. Daneben ist Vitamin K am Knochenstoffwechsel beteiligt.
Vorkommen von Vitamin K in der Nahrung
Vitamin K kommt in zahlreichen Lebensmitteln vor. Vitamin K1 (Phyllochinon) wird von Pflanzen produziert und ist deshalb vor allem in Gemüse zu finden. Tierische Lebensmittel liefern vor allem Vitamin K2 (Menachinon). Gute Vitamin-K-Quellen sind:
- Grünkohl: 817 Mikrogramm/100 Gramm
- Spinat: 200-400 Mikrogramm/100 Gramm
- Kopfsalat: 109 Mikrogramm/100 Gramm
- Speisequark (vollfett): 50 Mikrogramm/ 100 Gramm
- Hühnerei: 9 Mikrogramm/Ei
Außerdem wird Vitamin K2 von Bakterien im menschlichen Dickdarm produziert – allerdings wird das Vitamin von dort kaum in das Blut aufgenommen und deshalb zum Großteil über den Stuhl ausgeschieden. Deshalb spielt es für die Deckung des täglichen Vitaminbedarfs kaum eine Rolle.
Bedarf an Vitamin K
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt je nach Alter und Geschlecht folgende Mengen an Vitamin K täglich:
- Säuglinge (0–4 Monate): 4 Mikrogramm/ Tag
- Säuglinge (4-12 Monate): 10 Mikrogramm/ Tag
- Kinder (1–7 Jahre): 15–20 Mikrogramm/ Tag
- Kinder (7-15 Jahre): 30-50 Mikrogramm/ Tag
- Erwachsene und Jugendliche (ab 15 Jahren): 60–80 Mikrogramm/ Tag
- Schwangere und Stillende: 60 Mikrogramm/ Tag
Anzeichen von Vitamin-K-Mangel
Fehlt Vitamin K über längere Zeit, steigt die Gefahr für Blutungen. Erste Anzeichen sind zum Beispiel häufiges Nasenbluten. Gefährlicher sind jedoch die Blutungen an inneren Organen wie dem Magen oder Darm. Diese zeigen sich meistens durch schwarz oder blutig verfärbten Stuhlgang oder Erbrochenem. Treten diese Symptome auf, sollte dringen eine Ärzt*in um Rat gefragt werden.
Einige Studien fanden zudem einen Zusammenhang zwischen Knochenbrüchen und einem Vitamin-K-Mangel. Allerdings ist dieser Zusammenhang lediglich eine Beobachtung – ein endgültiger Beweis fehlt derzeit noch. Trotzdem wurden die empfohlenen Zufuhrmengen für Frauen und ältere Menschen angepasst. Wer sich innerhalb der empfohlenen Referenzwerte bewegt, braucht sich also keine Sorgen zu machen.
Ursachen eines Vitamin-K-Mangels:
- Lebererkrankungen: Die Leber spielt eine zentrale Rolle für die optimale Verwertung des Vitamin K. Wer unter Lebererkrankung wie einer Leberzirrhose leidet, ist deshalb manchmal von einem Vitamin-K-Mangel betroffen.
- Medikamente: Einige Medikamente erhöhen das Risiko für einen Vitamin-K-Mangel. Dazu gehören Antibiotika und gerinnungshemmende Medikamente wie Cumarine oder Salicylsäure. Allerdings besteht nur ein Risiko, wenn die Medikamente über längere Zeit eingenommen werden. Wer über wenige Tage Antibiotika einnimmt, muss sich keine Gedanken um einen Vitamin-K-Mangel machen.
- Chronische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts – wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie oder ein Kurzdarmsyndrom - können ebenfalls zu Mangelerscheinungen führen.
Vitamin K als Nahrungsergänzungsmittel
Da Menschen ohne Vorerkrankungen nur in Ausnahmefällen unter einem Vitamin-K-Mangel leiden, ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln überflüssig.
Bei der Einnahme von Cumarinen ist die Extra-Zufuhr von Vitamin K sogar kontraproduktiv. Der Grund: Diese Medikamente greifen absichtlich in den Vitamin-K-Stoffwechsel ein und hemmen gezielt die Blutgerinnung. Das ist nötig nach Gefäßverschlüssen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, um das Risiko eines erneuten Gefäßverschlusses zu senken. Blutverdünner werden auch eingesetzt, um bei Risikofaktoren einem Gefäßverschluss vorzubeugen. Zu den Risikofaktoren zählen zum Beispiel eine Herzklappenprothese oder Vorhofflimmern.
Neugeborene haben üblicherweise nur wenig Vitamin-K-Reserven. Um Blutungen in den ersten Lebenstagen vorzubeugen, empfehlen Kinderärzt*innen, den Babys schon im Kreißsaal Vitamin K1 zu geben.
Überversorgung mit Vitamin K
Bisher wurden keine schädlichen Wirkungen einer Überdosierung von Vitamin K1 bei Menschen ohne Vorerkrankungen berichtet.
Vitamin K3 steht jedoch im Verdacht, Blutarmut und Leberschäden bei Kindern zu verursachen. Vitamin K3 wird allerdings künstlich hergestellt und ist nicht in Lebensmitteln zu finden. Früher wurde es als Medikament eingesetzt – mittlerweile werden jedoch überwiegend alternative Medikamente verwendet.
Quellen: Elmadfa und Leitzmann: Ernährung des Menschen, utb, 2019; Verbraucherzentrale; DGE; Leitlinie
Milchsäurebakterien
Probiotika in Form von Milchsäurebakterien sind ein anhaltender Trend in der Lebensmittelbranche. Die Industrie hat die Bakterien für sich entdeckt und verkauft damit angereicherte Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel und sogar Arzneimittel. Der Grund: Milchsäurebakterien sollen die Gesundheit verbessern, indem sie das Darmmikrobiom positiv beeinflussen.
Im Darm jedes Menschen wohnen Milliarden verschiedene Mikroorganismen. Dabei ist die Zusammensetzung der einzelnen Arten so individuell wie ein Fingerabdruck. Manchmal gerät dieses persönliche Darmmikrobiom jedoch aus dem Gleichgewicht. Die Folge sind Darmerkrankungen wie Durchfall oder Blähungen. Forscher*innen vermuten sogar, dass psychische oder autoimmune Erkrankungen durch ein gestörtes Mikrobiom verursacht werden. Probiotika – so die Theorie – sollen das Gleichgewicht im Darm wieder herstellen und so Krankheiten heilen oder sogar verhindern.
Besonders beliebte Bakterien für Probiotika sind Milchsäurebakterien, die unter Fachleuten auch Laktobazillen genannt werden. Daneben gibt es jedoch noch eine Vielzahl anderer Bakterien, die als Probiotikum eingesetzt werden.
Vorkommen
Milchsäurebakterien kommen natürlicherweise in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut, Kombucha, Joghurt oder sauren Gurken vor. Diese Lebensmittel enthalten meistens viele verschiedene Arten von Milchsäurebakterien. Je nach Lebensmittel und Herstellungsbedingungen kann die Zusammensetzung der einzelnen Arten schwanken.
Daneben sind industriell hergestellte probiotische Lebensmittel erhältlich, denen eine ganz bestimmte Bakterienart in definierter Menge zugesetzt wurde. Dazu gehören zum Beispiel Joghurts oder Säfte.
Auch in getrockneter Form werden die Bakterienkulturen verkauft, etwa als Tabletten, Kapseln und Pulver. Sie ermöglichen die Aufnahme von Probiotika in isolierter Form.
Bedarf
Bisher wurde kein Tagesbedarf für probiotische Lebensmittel festgelegt. Auch ein Mangel an Milchsäurebakterien ist nicht bekannt.
Milchsäurebakterien als Nahrungsergänzungsmittel
Probiotika werden aus den unterschiedlichsten Gründen eingesetzt. Viele erhoffen sich von ihnen Linderung bei einer bestehenden Krankheit. Andere wollen ihrer Gesundheit einfach etwas Gutes tun und versuchen, zukünftige Krankheiten zu verhindern.
Leider ist die Studienlage zur gesundheitlichen Wirkung alles andere als eindeutig. Oft liegt das an der großen Menge verschiedener Bakterienarten und den unterschiedlichen Studienbedingungen. Denn Probiotika sind nicht gleich Probiotika: Jedes Bakterium ist einzigartig und besitzt einen ganz eigenen Stoffwechsel oder Oberflächenmoleküle, mit denen es mit der Umgebung kommuniziert. Deshalb ist es wichtig, das Probiotikum nach seinem Verwendungszweck auszuwählen. Auch die Menge der enthaltenden Mikroorganismen spielt für die Wirkung eine entscheidende Rolle.
Wissenschaftler*innen untersuchten zum Beispiel, ob Probiotika das Auftreten von Erkältung reduzieren. Die Ergebnisse waren jedoch nicht eindeutig: Während einige Studien einen positiven Effekt feststellten, sehen andere keinen Vorteil in der Einnahme von Probiotika. Gleiches gilt für den Einsatz der Probiotika, um Durchfall nach einer Antibiotikagabe oder eine nekrotisierende Enterokolitis bei Kindern zu verhindern. Auch ob Probiotika bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen helfen, bleibt abzuwarten. Bis Empfehlungen für die richtige Bakterienart und – menge gegeben werden können, ist noch weitere Forschung notwendig.
Eindeutig belegt und empfohlen ist der Einsatz von Probiotika bei chronischer Verstopfung. Das Milchsäurebakterium Lactobacillus casei Shirota half in Studien beispielsweise, die Stuhlgangfrequenz und die Stuhlkonsistenz zu verbessern. Auch beim Reizdarmsyndrom können verschiedene Laktobazillen-Arten die Symptome lindern.
Joghurt mit probiotischen Laktobazillen ist zudem eine Alternative zu laktosefreien Jogurts für Menschen mit Laktoseintoleranz. Die lebenden Kulturen übernehmen nämlich die Verdauung der Laktose, sodass Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfall ausbleiben.
Ob Probiotika auch über den Darm hinaus die Gesundheit beeinflussen, wird aktuell noch erforscht. Wissenschaftler*innen erhoffen sich, mit Probiotika auch Übergewicht oder Diabetes mellitus heilen zu können. Um den Einsatz der Probiotika in diesen Fällen aktuell zu empfehlen, ist die Studienlage allerdings nicht ausreichend.
Ob ein Probiotikum im Einzelfall sinnvoll ist und welches Präparat geeignet ist, ist also gar nicht so einfach zu beurteilen. Deshalb lohnt es sich, vor der Anwendung die Ärzt*in oder Apotheker*in um Rat zu fragen.
Überversorgung
Wer Probiotika trotz der teilweise fehlenden Beweise einnehmen möchte, kann beruhigt sein. Denn Probiotika werden generell gut vertragen und haben kaum Nebenwirkungen. Doch Vorsicht: Patient*innen, die unter einer Bauchspeicheldrüsenentzündung leiden oder immunsupprimierende Medikamente – zum Beispiel bei Krebs oder Autoimmunerkrankungen - einnehmen, wird von der Einnahme von Probiotika abgeraten. Denn bei ihnen können die Probiotika lebensgefährliche Entzündungen verursachen.
Quellen: Biesalski et al.: Ernährungsmedizin, Thieme, 2018; Verbraucherzentrale; Braga et al. 2017; Ärzteblatt